Fast Fashion. Es betrifft uns alle, denn sicher habt ihr auch schon Erfahrungen damit gesammelt: Der Winter bricht ein und direkt wird nach einer neuen Jacke gesucht, obwohl die vom letzten Jahr aussieht wie neu. Oder ihr steht mit Freunden im Einkaufszentrum vor einem Kleiderständer und nimmt ein T-Shirt mit, weil es ja nur 5€ kostet, auch wenn ihr schon mehr als genug T-Shirts zuhause habt, bei denen die Hälfte nicht mal angezogen wird. Doch wie problematisch ist Fast Fashion eigentlich und welche Folgen hat die schnelle Mode für die Welt?
Definition
Definiert wird Fast Fashion vom Cambridge Dictionary als:
„Clothes that are made and sold cheaply, so that people can buy new clothes often."
Die grundsätzliche Definition im Deutschen wäre: "Mehr Kollektionen in kürzerer Zeit". Fast Fashion ist nämlich ein Geschäftsmodell in der Modebranche, bei welchem Hersteller versuchen aktuelle schnelllebige Modetrends zu bedienen und Mode zu sehr günstigen Preisen anzubieten. Das führt dazu, dass Kollektionen in sehr kurzen Zeitabständen, meist im Zwei-Wochentakt, wechseln und ausgetauscht werden. Fast Fashion steht ebenfalls im Gegensatz zur aktuellen Slow Fashion-Bewegung, die eine nachhaltige, bewusste, entschleunigte und faire Produktion unterstützt.
Ursachen & Folgen
Die Frage nach der Ursache lässt sich im Prinzip leicht klären. Wir alle sind schuld. Zum einen die Konsumenten, die Fast Fashion unterstützen, weil sie so günstig und so viel wie möglich shoppen wollen. Gleichwohl tragen die Konzerne die Verantwortung dafür, dass Menschen ausgeraubt und ihnen die Menschenrechte entzogen werden, zumal sie sich höhere Profite erhoffen. Das unwiderstehliche Verlangen der Käufer realisiert sich zu Lasten der unterbezahlten Arbeiter*innen und der Umwelt.
"Kleider machen Leute"
Die Redewendung dominiert die Menschen bereits seit dem 16. Jahrhundert, denn diese konnte man in Erzählungen finden, die über 400 Jahre alt sind. Die Redewendung drückt aus, dass die Wirkung einer Person auch von der Kleidung abhängt, denn Menschen werden oft zuallererst nach ihrem Äußeren beurteilt. Modeliebhaber wenden das Sprichwort im wahrsten Sinne des Wortes an. Demzufolge betrachten sie Mode als Hobby und konsumieren regelmäßig Kleidung. Deutschland ist dabei Spitzenreiter. Statistiken zeigen, dass jeder Einwohner zwischen 12 und 15 Kilogramm an Kleidertextilien pro Jahr kauft. Die Folgen dessen sind gigantisch und zudem erschreckend.
Die Mode Industrie schafft jede Menge Arbeitsplätze, allerdings zu grausamen Bedingungen: ein minimaler Stundenlohn, oft keine Festanstellung, kein Arbeitsschutz, kein Mutterschaftsgeld oder Rentenansprüche. Die Arbeit mit ätzenden Chemikalien in dunklen und dreckigen Hallen ist der Alltag für mehrere Millionen Menschen in Bangladesch, die in der Textilindustrie angestellt sind.
Das schmutzige Geschäftsmodell von Fast Fashion kann zu dem auch nur funktionieren, wenn während des gesamten Verlaufs der Produktion an jedem einzelnen Schritt gespart wird. Sei es beim Material oder wie bei den bereits erwähnten Arbeitern. Neben Erdöl, welches für das beliebte Polyester verwendet wird, ist sehr viel Baumwolle nötig. Um die massige Nachfrage abdecken zu können, werden Regelwälder abgeholzt. Die Zerstörung der Natur ist nicht das einzige, was für die Baumwollzüchtung vonnöten ist. Zum Wachsen benötigt Baumwolle Unmengen an Wasser. Wie viel Wasser steckt also in einem T-Shirt? Es sind unglaubliche 2496 Liter allein für ein einziges T-Shirt! Von den 15 Badewannen, die man damit befüllen könnte, sind 5 Stück kostbares Grundwasser, für welches Kinder in ärmeren Ländern äußerst dankbar wären. Auch bei den wohlhabenden Ländern gibt es mittlerweile bereits Wasserknappheit und ich will gar nicht daran denken, wie es in 50 Jahren aussieht, wenn wir weiterhin so verschwenderisch mit unseren Ressourcen umgehen.
Neben dem Baumwollanbau schaden ebenso Industrieabfälle der Umwelt. Diese gelangen zum Beispiel über das Abwasser in die Natur und verschmutzen Seen und Flüsse. Wir Konsumenten tragen ebenso zur Wasserverschmutzung bei. Beim Waschen eines Polyester-Kleidungsstückes werden 700.000 Mikroplastikpartikel freigesetzt, die unsere Waschmaschinen nicht filtern können. Auf Grund dessen gelangen sie in Gewässer und richten dort einen großen Schaden im Ökosystem an.
Das war nur ein minimaler Einblick in die gravierenden Folgen von Fast Fashion. Was es für weitere Folgen gibt und welches beängstigende Ausmaß Fast Fashion erreicht, zeigt der Film The True Cost.
The True Cost
Der US-amerikanische Regisseur Andrew Morgan zeigt die Geschichte der Mode, die wir kaufen. Anlass des Filmes war der Einsturz der Textilfabrik in Sabhar, bei dem über 1000 Menschen ums Leben kamen. Wer zahlt den wahren Preis für die billige Kleidung? Dieser Frage möchte Morgan nachgehen und dabei die gesamte Verwertungskette beleuchten, angefangen bei den Rohstoffen bis zum fertigen Kleidungsstück und dessen Entsorgung. Um uns ganz nah an dem Geschehen teilhaben zu lassen, nimmt uns der Regisseur mit durch insgesamt 13 Länder, damit er sich unter anderem über die Textilfabriken und über die Baumwollproduktion informieren kann. Er reist einmal um die ganze Welt — genauso wie die Mode, um die es in dieser Dokumentation geht.
Der Film zeigt große Modekonzerne und Luxusmarken, welche ihre Kleidung in Schwellenländern so kostengünstig wie möglich produzieren lassen und das massenweise. Der Umsatz beträgt mehrere Milliarden und dennoch sind die Bedingungen menschenunwürdig. Die Menschen werden ausgebeutet, arbeiten für Hungerlöhne und sind massiven gesundheitlichen Risiken ausgesetzt.
Dokumentiert werden außerdem verseuchte Flüsse, vergiftete Böden, verschuldete Kleinbauern und Kinder, die bereits krank auf die Welt kommen. Besonders porträtiert wird die bengalische Näherin Shima, die für die bessere Zukunft ihres Kindes schuftet. Der Preis ist der Albtraum einer jeden Mutter: Sie kann ihre Tochter nur zwei Mal im Jahr sehen.
Andrew Morgan schließt mit Fragen, die sich ihm stellen:
"Werden wir weiterhin das Glück im Konsum von Dingen suchen? Werden wir mit einem System zufrieden sein, das uns das Gefühl gibt, reich zu sein, während wir unsere Welt verzweifelt arm lassen? Werden wir weiterhin das Leben derer hinter unseren Kleidern ignorieren?"
Der Film fordert uns auf, den eignen Kleiderkonsum zu überdenken und zu ändern. Es gibt natürlich so viele weitere Probleme auf dieser Welt, denen wir genauso Aufmerksamkeit schenken müssen, aber einen Anfang gibt es. Unsere Kleidung.
Anschauen könnt ihr euch die sehr empfehlenswerte Dokumentation kostenlos auf YouTube.
Das Nachhaltigkeitsdreieck
Das Nachhaltigkeitsdreieck ist ein Sinnbild, welches die verschieden Aspekte der Nachhaltigkeit vereint. Es lassen sich die drei Prinzipien Ökologie, Ökonomie und Soziales festlegen, welche verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Es soll verdeutlicht werden, dass Nachhaltigkeit nur erreicht werden kann, wenn alle Aspekte berücksichtigt werden und den drei Prinzipien dieselbe Bedeutung zugesprochen wird. Nachhaltigkeit bedeutet auf die Mode übertragen also, dass Kleidung so hergestellt werden soll, dass sie sowohl den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten der nächsten Generation zu gefährden, sodass ein menschenwürdiges Leben möglich ist. In nachhaltigen Modeunternehmen sind Wirtschaft, Ökologie und Soziales gleichrangig und gleich wichtig.
Das Dreieck zeigt, wie wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen mit der Umwelt und sozialen Interessen in Einklang gebrannt werden müssen, damit ein nachhaltiges Miteinander möglich ist.
Diese vier Fragen können der Leitfaden sein, um zu analysieren, wie Nachhaltig ein Projekt ist:
Wie wirkt sich das Projekt kurzfristig wie auch langfristig auf die Wirtschaft aus?
Welche Folgen entstehen für die Umwelt?
Was bedeutet das Projekt für die Menschen?
Was bedeutet das Projekt für den Staat?
Werfen wir nun einen genaueren Blick auf die 3 Aspekte und inwiefern die Modeindustrie diese berücksichtigt:
Ökologie
Das ökologisch nachhaltige Handeln bezieht sich vor allem auf die Schonung unserer Ressourcen. Konkret bedeutet das, die Menschen sollen nicht mehr Ressourcen verbrauchen, als sie wieder regenerieren können. Wie bereits erwähnt wird für den Anbau von Baumwolle der Regenwald abgeholzt und es wird logischerweise nicht dafür gesorgt, dass neue Bäume angepflanzt werden. Folglich resultiert ein Ungleichgewicht im Ökosystem und sorgt für höhere CO2-Werte.
Zur ökologischen Nachhaltigkeit gehört ebenso die Minimierung von Giftstoffen, die Nutzung von erneuerbarer Energie und der generelle Schutz von Lebensräumen für Pflanzen und Tieren. Eindeutig lässt sich feststellen, dass die Konzerne mit ihren Textilfabriken diesen Aspekten nicht nachgehen. Wir Konsumenten müssen natürlich auch auf unser eigenes Verhalten achten und zu Gunsten der Ökologie sollten wir unser eigenes Konsumverhalten hinterfragen und auf ökologische Alternativen zurückgreifen.
Ökonomie
Dieses Prinzip ist vor allem für Unternehmen wichtig. Firmen sollten nicht um jeden Preis ein stetiges Wachstum anstreben, sondern sie sollten das langfristige Bestehen in der Wirtschaft zum Wohle aller in den Fokus setzten. Allerdings trägt das Fast Fashion Konzept dazu bei, dass die Gesellschaft wirtschaftlich über ihren Verhältnissen lebt.
Des Weiteren ist es für die nachhaltige Ökonomie wichtig, dass eine Steigerung des Umsatzes nicht auf Kosten der Mitarbeiter oder Umwelt stattfinden soll. Die schnelle Mode ist mal wieder ein perfektes Beispiel wie es nicht gemacht werden sollte, denn Mitarbeiter werden menschenunwürdig behandelt und auf die Natur wird keine Rücksicht genommen.
Soziales
Das Kernthema dieses Aspektes ist die Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen. Eine nachhaltige Gesellschaft ist gegeben, wenn es wenige soziale Spannungen und Konflikte gibt. Armut, Hunger, Zwangs- und Kinderarbeit sollte es nicht geben. Leider verzichtet die Textilbranche auch auf diesen Aspekt der Nachhaltigkeit und förder Kinderarbeit.
Das Nachhaltigkeitsdreieck wird von der Fast Fashion Industrie in allen drei Aspekten nicht respektiert und von Nachhaltigkeit ist jede Spur fern.
Das Prinzip der Verantwortung
Da der Blog nicht ohne Grund Ethik to go heißt, werfen wir jetzt mal einen Blick auf die Thematik durch die Augen eines Philosophen. Aus diesem Anlass möchte ich euch das "Prinzip der Verantwortung" näher bringen, welches von Hans Jonas 1979 verfasst wurde.
Hans Jonas ist der Meinung, dass der Mensch durch moderne Technik und Wissenschaft einen gewaltigen Fortschritt gemacht hat, dass ihn die Grenzen der Natur nicht mehr Aufhalten, wie z.B. bei der Genmanipulation, die von der Natur nicht vorhergesehen ist. Die Normen, die von früheren Menschen wie Kant, Aristoteles usw. festgelegt worden sind, also deren Ethik, reicht für den modernen Menschen nicht mehr aus, um zwischen "gut“ und "schlecht“ zu unterscheiden. Folglich möchte Hans Jonas einen neuen Kompass definieren, an dem sich der moderne Mensch orientieren soll.
Jede Gefahr, die durch unser Handeln entstehen kann, sollen wir vorausdenken. Laut Hans Jonas muss bei jeder Tat eine gewisse Furcht vor den Folgen der Handlung sowie von der Macht und Wirkung der Taten, die der moderne Mensch vollbringen kann, mitschwingen.
"Handle so, dass du in Zukunft den würdevollen und unversehrten Fortbestand des Menschen ermöglichst und nicht beeinträchtigst.“
Um Hans Jonas Vorstellungen gerecht zu werden, muss der Mensch Pflichten beachten, um das Erbe der Zivilisation und den Planeten Erde zu bewahren. Da uns die Natur hervorgebracht hat, schulden wir es ihr auch, dass wir bewusst und ethisch handeln. Die Erhaltung der Natur hängt eng zusammen mit der Erhaltung des Menschen, da der zukünftige Mensch nur schwer in einer verkommenen Welt würdevoll überleben würde. Natürlich könnte es immer sein, dass er trotz zerstörter Natur überleben würde, aber Hans Jonas geht es sehr darum, dass auch die Würde es Menschen fortbesteht.
Laut dem Philosophen sollten wir also in die ferne Zukunft schauen und bedenken, welche Folgen die eigene Handlung hat. Beim Kaufen einer Jeans müsste ich mir also klarwerden, welche Auswirkungen der Kauf hätte. Ich würde zum Beispiel die Fast Fashion Ketten unterstützen und die weitere Produktion fördern. Dadurch würden die Arbeiter*innen weiter unten grausamen Bedingungen leben und die Natur würde verseucht werden. Ich würde dazu beitragen, dass die Mikroplastikpartikel im Wasser landen und nicht gefiltert werden können. Hinzu kommt, wenn ich die Jeans online bestelle, dass der CO2-Ausstoß vergrößert wird, durch die entstandenen Transportwege. Wir Menschen sollen also auf die Umwelt achten und den Planeten, da wir auf ihn angewiesen sind, um zu überleben. Fast Fashion würde insofern dem Prinzip der Verantwortung nicht gerecht werden.
Aus Sicht der Moralphilosophie
Wirft man einen Blick auf die Moralphilosophie, so kann man sich mit dem Utilitarismus beschäftigen sowie vor allem mit dem Philosophen Immanuel Kant. Dieser sollte euch zumindest ein Begriff sein, doch was genau ist der Utilitarismus?
Der Utilitarismus hat quasi 5 Unterformen:
Qualitativer Utilitarismus nach Mill
Quantitativer Utilitarismus nach Bentham
Regelutilitarismus
Handlungsutilitarismus
Präferenzutilitarismus nach Singer
Allgemein geht es darum diejenige Handlung auszuführen, durch die die größtmögliche Summe an Nutzen für alle Betroffenen erreicht wird. Das Nutzen wird als Glück verstanden und das Glück wird so definiert, dass es das Gefühl ist, wenn man mehr Freude als Leid empfindet. Dadurch ergibt sich folgender Leitsatz.
"Für den Utilitarismus sind diejenigen Handlung moralisch richtig, deren Folgen für das Wohlergehen aller Betroffenen optimal sind.
Da es zu viel wäre, uns mit allen 5 Unterpunkten zu beschäftigen, werfen wir einen genaueren Blick auf John Stuart Milll (1806-1876). Es geht bei ihm, wie auch bei Bentham, um die Maximierung des Glücks, also um die Empfindung von Lust und das Freisein von Unlust. Dann sind auch die Handlungen moralisch richtig. Im Gegensatz zu Bentham, der den Fokus auf die Quantität der Menschen und deren Freude legt, sieht Mill die Freude nicht nur quantitativ, sondern unterscheidet dazu unter ihren Qualitäten. Folglich steht die Qualität über der Quantität.
"Von zwei Freuden ist diejenige wünschenswerter, die von allen oder nahezu allen, die beide erfahren haben […] entschieden bevorzugt wird.“
Den Fokus auch auf die Qualität zu legen, finde ich persönlich sehr wichtig, vor allem, wenn man den Utilitarismus auf die Fast Fashion Problematik anwendet. Natürlich braucht jeder einzelne Mensch Kleidung und ist somit ein Konsument. Von diesen Konsumenten kaufen die meisten Fast Fashion und erfreuen sich wöchentlich an ihren neuen Kleidungsstücken. Von den Arbeiter*innen, die unter den furchtbaren Bedingungen gibt es leider immer noch viel zu viele, aber deutlich weniger als die Anzahl an Konsumenten. Infolgedessen könnte man die Handlung Fast Fashion zu produzieren ausführe, da sich viel mehr Menschen freuen, als leiden. Achtet man jedoch, wie Mill es vorschlägt, auf die Qualität, so wiegt das Leid der Arbeiter*innen viel mehr, da Mütter ihre Kinder nicht sehen, sie in dreckigen Fabriken arbeiten, rund um die Uhr schuften, gesundheitsschädliche Chemikalien einatmen, unterbezahlt werden, körperlich ausgeschöpft sind und so weiter. Freude versprühen sie womöglich keine bzw. nur wenig. Die Glücksgefühle der Käufer, die sie kurzzeitig beim Kauf neuer Bekleidung verspüren wiegt hingegen nur ein winzig kleines Stück. Bezieht man sich des Weiteren auf das oben genannte Zitat und wir Konsumenten würden mit den Arbeiter*innen tauschen und ihr Leid bzw. ihre minimale Freude erfahren, dann gehe ich stark davon aus, dass es jeder vorziehen würde nicht in der Fast Fashion Industrie zu arbeiten. Somit ist die Handlung von der Fast Fashion Industrie als unmoralisch zu bewerten und nicht wünschenswert.
Schließlich lässt sich aber an dem Utilitarismus kritisieren, dass Lust und Unlust praktisch nicht genau zu berechnen sind und es sich schwer bestimmen lässt, wie Menschen die jeweiligen Handlungen empfinden. Ebenso ist die Bewertung kaum mit den Menschenrechten vereinbar. Minderheiten werden unterdrückt und die Mehrheit nutzt die Macht aus.
Grundsätze der Gerechtigkeit
Wie bereits erwähnt arbeiten die Arbeiter*innen in den Fabriken rund um die Uhr unter Bedingungen, die die meisten von uns wahrscheinlich nicht aushalten können und werden für ihre Leistung nicht ausreichend bezahlt. In Deutschland hingegen gibt es einen Mindestlohn und nach dem Gesetz kann keiner Arbeitnehmer ausgebeutet werden. Von Fairness ist hier also keine Rede. Außerdem wird die Menschenwürde nicht geachtet, denn die Menschenwürde zu respektieren, bedeutet ein bestimmtes Minimum von Rechten zu respektieren, heißt es laut Birnbacher. Die Menschenrechte stehen einem Menschen zu, unabhängig von Leistung, Qualitäten und Verdiensten, sogar selbst denen, die die Rechte bei anderen missachten. Birnbacher hat vier unabdingbare elementare Rechte aufgestellt die, wenn nur sehr schwach bei den Arbeiter*innen in den Textilfabriken erfüllt werden:
Versorgung mit biologisch notwendigen Existenzmitteln
Freiheit von starkem und fortdauerndem Schmerz
Minimale Freiheit
Minimale Selbstachtung
Diese sollten nach dem Menschenwürdeprinzip niemanden beraubt werden. Leider ist das nicht in alle Ländern und Kulturen der Fall und den Menschen wird des Weiteren die Freiheit der Selbstbestimmung entzogen.
Der Philosoph Immanuel Kant hat sich neben Birnbacher auch mit dem Begriff der Menschenwürde beschäftigt. Er hat die sogenannte Selbstzweckformel aufgestellt, die besagt, dass ein Mensch von keinem Menschen bloß als Mittel, sondern zugleich als Zweck an sich angesehen und gebraucht werden soll und genau darin besteht seine Würde. Somit verbietet die Menschenwürde, einen Menschen zu instrumentalisieren und ihn als "Maschine" zu benutzen. Wir haben nämlich alle einen freien Willen und können uns nach dem kategorischen Imperativ eigene Gesetze formulieren, nach denen wir handeln und denen wir uns unterwerfen. Da das jeder einzelne Mensch kann, hat somit jeder eine Würde, die nach unserem Recht unantastbar ist.
Da die Menschenrechte bei der Fast Fashion Produktion nicht eingehalten werden, wird somit gegen ihre Würde verstoßen und das sollten wir schleunigst ändern, damit es auf der Welt zu vermehrter Gerechtigkeit führt.
Vorteile von Fast Fashion
Leider ist vielen Konsumenten nicht bewusst, was eigentlich hinter den ordentlich aufgereihten Hosen steckt. Über die Nachteile, wie z.B. die Herstellung unter schlechten und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, die häufig schlechte Qualität, die Umweltverschmutzung und das hervorgerufene, provozierte und verschwenderische Käuferverhalten habe ich euch hinreichend informiert. Bekanntlich gibt es aber natürlich immer zwei Seiten. Denkt der Konsument an die Vorteile, mögen sie übermächtig erscheinen. In Wirklichkeit gibt es allerdings bedauerlicherweise weniger Vorteile als Nachteile. Fast Fashion bietet zwar günstige Preise für den Endverbraucher und eine dimensional große Auswahl, die modisch aktuell ist, aber im Hinblick auf Ökonomie und Ökologie zeigen sich gewaltige Nachteile. Jeder einzelne Mensch sollte sich überlegen, wie viel er die einzelnen Vor- und Nachteile gewichtet und wie wichtig günstige Trendteile sind. Tatsächlich gibt es inzwischen für Menschen, die kein hohes Einkommen haben oder auf Sozialhilfe angewiesen sind, einige Alternativen zu Fast Fashion, die kein Vermögen kosten.
Alternativen & Lösungsansätze
Zara, H&M, SHEIN, Primark, New Yorker, C&A, Esprit, Mango und Guess sind uns alle wohlbekannt. Das wären nur ein paar Beispiele von den bekanntesten Anbietern von Fast Fashion. Weitere Marken, die du vermeiden solltest, findest du hier (scroll dafür einfach bis zum Ende des Beitrags). Auf der anderen Seite gibt es die Slow Fashion-Bewegung. Sie steht buchstäblich für die Entschleunigung der Modeindustrie, das bedeutet, der Konsum soll verlangsamt und die Kleidung länger getragen werden. Ziel ist es, bessere Bedingungen für Mensch und Natur zu schaffen. Wenn du den Umstieg zu Slow Fashion schaffen willst, dann habe ich für dich eine Auswahl an meinen Favoriten von nachhaltigen Labels für dich zusammengestellt, die du unbedingt kennen solltest:
EYD - Das Modeunternehmen setzt sich gegen Menschenhandel ein und produziert fair und umweltfreundlich in Indien und Nepal. Hier findest du zeitlose vegan Basics und Accessoires.
NIKIN - Faire Alltagsmode gibt es bei dem Schweizer Label NIKIN, das für jedes verkaufte Produkt einen Baum pflanzen lässt. Im Dezember 2021 hat das Label seit der Gründung 2016 bereits 1.5 Millionen Bäume gepflanzt. So viele Bäume würden die ganze Stadt Zürich einnehmen!
fuxbau - Die Idee zur Gründung von fuxbau war die Idee von einigen WG-Mitbewohnern. Heute steht die Marke für nachhaltige, modische Essentials. Das Sortiment umfasst Bekleidung in gut kombinierbaren Designs und verschiedenen Farben. Das Label engagiert sich außerdem für soziale Zwecke, wie zum Beispiel durch Spendensammeln für Waisenhäuser oder durch das Aufsammeln von Müll an Stränden.
NU-IN - Das Modelabel NU-IN ist mein liebster Platz zum Kaufen von Kleidung. Gegründet würde es 2019 von einer kleinen Gruppe von Freunden, die ein nachhaltiges Label gründen wollten, welches trendige Mode zu erschwinglichen Preisen anbietet. Die Platzierung ihres Büros in Portugal neben ihrer Fabrik hilft den CO2-Ausstoß zu verringern.
erlich textil - Wenn du auch bei deiner Unterwäsche auf Fast Fashion verzichten möchtest, dann ist du bei ehrlich textil genau richtig. Bei dem nachhaltigen Wäschelabel findest du fair produzierte, qualitativ hochwertige Unterwäsche, Lounge Wear und Heimtextilien. Alle Produkte werden innerhalb der EU gefertigt.
Für weitere Empfehlungen bezüglich nachhaltiger Modelabels kannst du hier klicken
Capsule Wardrobe
Ständig kaufen wir neue Kleidung und doch tragen wir nur unsere Lieblingsteile. Ich selbst fühle mich oftmals, als hätte ich nichts zum Anziehen, weil ich überfordert bin von der Menge, die im Kleiderschrank liegt und den Überblick verloren habe. Hand hoch, wem das schon mal so ergangen ist. Um genau dem entgegenzuwirken, gibt es das Konzept der Capsule Wardrobe nach dem Motto: "Weniger Klamotten, aber immer etwas zum Anziehen". Die Idee hinter der Mini-Garderobe ist pro Saison nicht mehr als 37 Kleidungsstücke und Accessoires im Kleiderschrank hängen zu haben. Alle Teile sollen dabei miteinander kombinierbar sein, sodass man unzählige Möglichkeiten hat die Kleidungsstücke zusammenzusetzen. Für eine Schritt-für-Schritt-Anleitung kannst du hier klicken oder für einen tieferen Einblick in das Thema kannst du dir dieses Video anschauen:
weitere Lösungen
Damit du gar nicht erst neue Kleidung kaufen musst, weil dein T-Shirt ausgewaschen aussieht oder du ein Loch in deiner Hose hast, solltest du deine vorhandenen Kleidungsstücke liebhaben und pflegen. Bevor du deine Bekleidung entsorgst, kannst du versuchen sie zu reparieren, umnähen oder zu upcyclen. Dazu gibt eine ganze Menge Anleitungen in den sozialen Medien. Eine Person, die ich euch ans Herz legen kann, wäre Lena, die ihr unter anderem auf TikTok unter @apollolena findet. Sie zeigt dort in kurzen Videos, wie sie auf verschiedenste Weisen Kleidung repariert. Auch zu anderen Themen der Nachhaltigkeit belehrt sie ihre Zuschauer*innen.
Ein weiterer Weg wäre auf das Angebot von Secondhand Online Plattformen und Flohmärkten zuzugreifen, denn dieses wächst weiterhin an. Natürlich es ist noch besser dir neue Lieblingsstücke anzuschaffen, wenn du direkt in deiner Stadt im Secondhandladen vorbeischaust. Portale wie zum Beispiel Vinted sind zwar besser als ständig neu gefertigte Fast Fashion Mode zu kaufen, aber beim Verschicken der Kleidung in Pakten durch Deutschland kommt es zu erhöhten CO2-Ausstößen. Kaufe also gebraucht, wann immer es möglich ist.
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